Geschichte der Gemeinde

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    Thüringerberg liegt am sonnseitigen Südhang des Walserkammes, gleich am Eingang des Großen Walsertales, auf einer sich 300 m über dem Walgau erhebenden Höhenstufe. Es zählt zu den schönstgelegenen Bergdörfern Vorarlbergs und gewährt vom Schadonasattel über Rote Wand, Hohen Frassen, Litzner in der Silvretta, Zimba, Schesaplana, Drei Schwestern im Rätikon, eine einzigartige Schau in die Vorarlberger Gebirgswelt.

    Während der untere Gemeindeteil ausgedehnte flache Wiesenflächen aufweist, ist der obere Teil mäßig steil von mehreren eiszeitlichen Trogleisten unterbrochen, worauf sich die Berghöfe angesiedelt haben.

    Thüringerberg hat ein Flächenausmaß von 10,39 km². Das Ortszentrum liegt 878 m über dem Meeresspiegel.


    Ortsname
    Thüringerberg ist ein Sammelname, der die beiden Wohnberge „Innerberg“ und „Kapiescha“ umfaßt. Ursprünglich verstand man darunter nur den Berg über der Ortschaft Thüringen, auch die „innere Atzung“ genannt, während der Berg über Bludesch als „äußere Atzung“ die Bezeichnung Bludescherberg hatte. Über dem Thüringerberg – von der Kirche aufwärts nannte man es den Oberrain und über dem Bludescherberg „Gapieschen“ (von campus = Feld), heute Kapiescha. Die Ortsteile Kapiescha und Oberrain wurden von Walsern besiedelt.


    Aus der Geschichte des Dorfes
    Das Gelände westlich vom Falsterbach, auch Schloßtobel genannt, oberhalb von Thüringen, erscheint schon um 800 besiedelt. Diese Berghalde, die sich gegen Schlins hinzieht, ist aller Wahrscheinlichkeit nach das in der Urkunde vom 9. Juni 831 genannte „Montaniola“. Dies ist die älteste Bezeichnung für den heutigen westlichen Teil von Thüringerberg. Im Reichsurbar von Churrätien (830 – 850) wird ein „Falarune“ erwähnt, welches mit der Thüringerberger Parzelle „Laruna“ ident sein dürfte. Ebendort wird 831 eine Marienkapelle auf „Montaniolas“ erwähnt; deren Standort dürfte sich in der Parzelle Parplons befunden haben.


    Herrschaft Blumenegg
    Oft wird der Name Blumenegg gehört. Darunter versteht man einerseits die ehemalige Festung, andererseits die Herrschaft Blumenegg. Diese erstreckt sich auf die Blumenegg-Gemeinden, zu denen Bludesch, Ludesch, Thüringen und Thüringerberg zählen.

    Die Festung Blumenegg bzw. deren Ruine befindet sich auf Gemeindegebiet von Thüringerberg. Die Herrschaft Blumenegg wird erstmals in einer Urkunde von 1265 erwähnt, daher dürfte die Burganlage um 1260 errichtet worden sein. Der Name ist wohl von Florimont (= Blumenberg) abgeleitet. In der bereits erwähnten Urkunde von 1265 wurde den Brüdern von Werdenberg und von Blumenegg das Gebiet der Herrschaft Blumenegg übertragen. Im Jahre 1355 wird der gemeinsame Besitz der Grafen von Werdenberg-Sargans im Walgau geteilt. 1391 wird die „Veste Blumenegg“ an Ulrich Thüringen von Brandis verpfändet. Es entsteht dadurch die eigene Herrschaft Blumenegg.

    Im Jahre 1405 wird die Burg Blumenegg im Verlauf des Apenzellerkriegs zerstört, fünf Jahre später jedoch wieder aufgebaut. Im Jahre 1613 wird der blumenegg'sche Besitz an das Benediktiner-Reichsstift Weingarten verkauft. 1650 brennt die Burger nieder. Sie wird abermals wieder aufgebaut.

    Im Jahre 1774 brennt die Burg Blumenegg wieder nieder und wird nicht mehr neu aufgebaut. Im Jahre 1804 erwirbt das Haus Habsburg die Gebiete Blumenegg und St. Gerold. Mit diesem Erwerb gelangt Österreich in den geschlossenen Besitz des Landes Vorarlberg. Schon ein Jahr später als Folge der Kriege Napoleons wird Vorarlberg und Tirol im Frieden zu Pressburg an Bayern abgetreten. Bei einem großen Lawinenunglück im Jahre 1808 kommen in Thüringerberg zehn Personen zu Tode.

    Im Jahre 1814 wird das Land Vorarlberg im Pariser Frieden wieder an Österreich zurück gegeben. Die Industrialisierung Vorarlbergs fand vor allem auch in den Nachbargemeinden Thüringen, Ludesch und Bludesch ihren Niederschlag. Thüringerberg war weiterhin geprägt von der Landwirtschaft. Die beiden Weltkriege (1914 bis 1918 und 1939 bis 1945) brachten auch in der Gemeinde Thüringerberg durch den Tod vieler junger Menschen großes Leid. Mit der Ansiedlung nahegelegener Industriebetriebe entwickelte sich die Gemeinde vor allem im 20. Jahrhundert langsam zu Pendlergemeinde.


    Tourismus
    Neben dem Kleingewerbe erlangte der Tourismus in den 60iger bis 80iger Jahren kurzzeitig im Rahmen der Privatzimmervermietung eine gewisse Bedeutung. Das ausgehende 20. Jahrhundert und der Beginn des neuen Jahrtausends stehen im Zeichen einer verstärkten regionalen Zusammenarbeit. Thüringerberg ist dabei durch die Zugehörigkeit zu den Blumenegg-Gemeinden gleichermaßen gefordert, als durch die Zusammenarbeit im Großen Walsertal. Seit der Anerkennung des Großen Walsertales als UNESCO-Biosphärenpark baut das Tal auch im Tourismus auf Angebote im Sinne der Biosphärenpark-Philosophie, die auf die natürliche Vielfalt, Gastlichkeit, Genuss, Kultur und eine nachhaltige Entwicklung setzen.